Der Marathon-Mann by William Goldman

Der Marathon-Mann by William Goldman

Autor:William Goldman [Goldman, William]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Molden Taschenbuch-Verlag
veröffentlicht: 2014-01-18T00:00:00+00:00


Pulpa

* * *

1.

»Ich bin nicht Ihr Freund«, sagte Babe, ohne auch nur die geringsten Anstalten zu machen, Janeways Hand zu ergreifen. Er ließ sie einfach ganz peinlich in der Luft baumeln.

»Ich weiß das, glauben Sie mir. Aber das zählt jetzt nicht. Jetzt ist nur eines wichtig, und das ist folgendes: Sie und ich müssen miteinander sprechen.« Mit deutlicher Verlegenheit zog er die Hand zurück.

Ich hätte seine Hand nehmen sollen, dachte Babe; ich wäre nicht daran gestorben oder so; ein kurzer Händedruck, was zum Teufel ist das schon? Aber während er sich in Gedanken noch damit beschäftigte, gingen seine Worte in eine andere Richtung. »Bei Ihnen ist alles wichtig, nicht wahr? Es ist ›wichtig‹, daß wir gut miteinander auskommen; es ist ›wichtig‹, daß wir miteinander reden. Wenn Sie eine Liste von all den Sachen haben, die ›wichtig‹ sind, würde ich Sie bitten, daß Sie mir’s jetzt sagen.«

»Und ich möchte Sie bitten, nicht so schwierig zu sein«, sagte Janeway.

»Ich habe noch gar nicht angefangen, schwierig zu sein«, sagte Babe. Und schon während er sprach, gefiel ihm der Klang seiner Antwort irgendwie. Bogart hätte vielleicht etwas Derartiges mit demselben Klang gesagt. Nicht in einem seiner großen Filme wie »African Queen« oder »Casablanca«; aber für einen dieser zweitklassigen Filme, die er für Warner’s immer wieder machen mußte, hätte es auf jeden Fall gereicht. Janeway seufzte. Er machte eine Gebärde, als wollte er sich einen Drink einschenken. »Haben Sie irgend etwas da?«

Babe zuckte die Achseln und deutete mit dem Kopf zur Spüle.

Janeway stand auf, fand eine Flasche roten Burgunder und öffnete sie rasch. »Möchten Sie auch?« fragte er, während er sich das annähernd sauberste Glas vollschenkte.

Babe schüttelte den Kopf. Nein, und er fragte sich, warum er sich Janeway gegenüber so mies benahm. Er schien ein anständiger Kerl zu sein, höflich und mit Taktgefühl. Er erinnerte Babe an … Babe wühlte kurz in seinen Erinnerungen, bevor er es hatte: Gatsby – wenn Janeway ein wenig jünger wäre und sich das Haar wachsen ließe, würde er Gatsby sehr ähnlich sehen. Und du liebst Gatsby, warum also ließ er seinen Zorn an Janeway aus? Es war nicht Janeway; er erkannte plötzlich, daß es Janeways Anwesenheit war, die ihm so auf die Nerven ging.

Weil ich allein sein möchte, dachte Babe; ich möchte Gelegenheit haben zu trauern.

An seine Mutter konnte er sich nicht erinnern, er war zu jung gewesen. Und als die Reihe an H. V. kam, hatten Doc und er sich ereifert: »Ich hätte früher reingehen sollen, Doc, ich hätte ihm die Note für die Aufgabe über die Wolle zeigen sollen.« »Halt den Mund, du weißt überhaupt nichts, ich war es, es war meine Schuld. Alles war meine Schuld, wegen dieser verdammten Vorlesung.« Und dann wurden sie ganz still, denn all ihr Zanken konnte den alten Mann nicht mehr lebendig machen.

Und nun war Doc an der Reihe, und Babe mußte ganz sichergehen, daß das Ereignis nicht unbemerkt vorüberging. Es war nicht unbedingt notwendig, daß er Tränen vergoß. Aber sie hatten viel zusammen gelacht, und an diese Zeiten mußte er zurückdenken.



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